Samstag, 22. Dezember 2018

3 Monate verflogen


1. Was hat dir dein Freiwilligendienst bisher persönlich gebracht? (4. Bericht: Was hat er insgesamt persönlich gebracht?)
2. Wie würdest du dein eigenes Auftreten im Gastland sowie deinen Umgang mit kulturellen Unterschieden beschreiben?
3. Wie ordnest du deine (bisherigen) Erfahrungen im (entwicklungs-)politischen Kontext ein? Welche Aspekte von (Entwicklungs-)Politik beschäftigen dich derzeit und warum?
4. Was nimmst du dir für den weiteren Verlauf deines Freiwilligendienstes vor? (4. Bericht: Für die Zeit nach dem Freiwilligendienst als Schlussfolgerung daraus?)
5. Wie würdest du deine Rolle in der Einsatzstelle beschreiben? Welche Herausforderungen gibt es und wie gehst du damit um? Welche Ziele verfolgst du bei der Arbeit in deiner Einsatzstelle?

Es sollte nun der 84. Tag [2.12.18., mittlerweile 104. Tag] in Uganda sein und abgesehen vom Verlangen nach Vollkornbrot und den altbekannten Freunden, glaube ich, in meinem neuen Zuhause angekommen zu sein. Obwohl ich nahezu jeden Tag etwas zum ersten Mal sehe, tue, esse oder jemanden kennenlerne, fühlt es sich so an, als gebe es noch viel mehr zu lernen und zu sehen.
Um von den oberflächlichen Erfahrungen, die vermutlich ohnehin jeder Tourist macht, in eine andere Ebene des Kennenlernens und des Austauschens zu gelangen, muss ich mich ein Stück weit von meinen gewohnten Verhaltensweisen verabschieden. Das fängt schon beim Weg zur Schule an. Mit meinem typisch effizienzorientierten Gedanken schreitet mein deutsches Ich auf dem kürzesten Weg zur Schule. Zwar sehe ich dabei die vielen Menschen, die ihren alltäglichen Tätigkeiten nachgehen, aber so besteht keinerlei Bindung zu ihnen.
In den letzten Wochen habe ich versucht, mir stattdessen auch einmal etwas Zeit zu nehmen und mit dem mobilen Obstverkäufer, dem Chapativerkäufer, dem Bodafahrer und den Nachbarn auf der Straße ins Gespräch zu kommen. Plötzlich merke ich, dass jeder von ihnen wirklich hart für sein Geld arbeitet, oft härter als manch ein Arbeitnehmer in Deutschland. Man scheint gerne mal 12 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 350 Tage im Jahr zu arbeiten. Trotzdem verdient ein Sicherheitsmann vor einem Bankautomaten nur rund 42€ im Monat und sieht seine Familie auf dem Land ein paar Tage im Jahr. Wenn ich so etwas höre, fange ich sofort an zu grübeln, woran diese große Differenz zu Deutschland liegt und wie man sie reduzieren kann oder ob es überhaupt möglich ist, sie zu reduzieren.
Gerade im Zusammenhang mit den geringeren Möglichkeiten und dem geringeren Lebensstandard Vieler, hinterfrage ich meinen gelebten Luxus in Deutschland und wertschätze ihn sehr. Zwar kann ich auf diesen Luxus zum Wohle des Klimas verzichten oder ihn reduzieren, aber hier in Uganda scheinen viele eben diesen Luxus anzustreben. Wie wird sich das Ganze in den nächsten Jahrzehnten entwickeln? Es steht fest, dass dieser Planet den von uns gelebten Luxus nicht für jeden bereitstellen kann. Damit die ärmsten Bevölkerungsschichten ein wenig mehr Luxus bekommen, müssen die reichsten Schichten folglich auf etwas verzichten. Kann das überhaupt politisch durchgerungen werden? Da stellen sich doch alle quer.

Als Weißer werde ich von den meisten Leuten selbstverständlich als Reicher eingestuft. Vergleicht man das Durchschnittseinkommen von rund 50€ mit dem Geld, das mir monatlich zur Verfügung steht, und den laufenden Kosten (Miete, Fahrtkosten, etc.), bin ich auch reich. Natürlich möchte ich nicht auf mein Geld reduziert werden. Wegen meiner Wertevorstellungen und wegen dieser Vorurteile bemühe ich mich, jeden Menschen, der mir begegnet, mit Respekt auf Augenhöhe zu begegnen. Im Sprachkurs lerne ich Luganda, in der Nachbarschaft setze ich mich häufig dazu, quatsche mit ihnen und grüße bekannte Gesichter. Ich möchte einfach höflich sein, auch wenn ich mal keine gute Laune habe. Kleinere Gestiken wie beim Handgeben versuche ich zu verinnerlichen. Mein Geld lasse ich so gut es geht nicht heraushängen. Ich kann mich gut mit der Erklärung retten, dass ich ja kein Gehalt bekomme, sondern die entstehenden Kosten vom deutschen Staat und den Spendern gedeckt werden. Danach geht bei vielen ein Licht auf: Nicht jeder Weiße hier kann mit dem Geld um sich werfen. Glaubt man den Dingen, die ich über zwei Ecken über mich gehört habe, scheine ich schon jetzt in meinem Viertel aus dem Schatten des Klischee-Weißen, der wohl möglich auch noch ständig unkontrolliert Party macht, gesprungen zu sein. Andere Weiße nehmen sich angeblich nicht die Zeit, sich zu seinen Nachbarn zu setzen, Tee zu trinken, Gemeindetreffen zu besuchen und so weiter. Man lebe aneinander vorbei. Das möchte ich nicht.
Kulturelle Unterschiede nehme ich gar nicht so sehr wahr. Es scheint, als wären sie mittlerweile Alltag. Ich nehme sie so hin, wie sie sind und komme damit auch gut zurecht. Viele von ihnen kann ich sogar sehr wertschätzen. Diejenigen, die vielleicht nervig sind, lasse ich größtenteils so stehen. Konstruktiver ist es ohnehin, die Gemeinsamkeiten zu suchen.

Wie bereits erwähnt, interessieren mich aktuell besonders die kommenden Jahrzehnte. Wo wird Uganda dann stehen? Wie wird es sich bis dahin verändern? Dabei stelle ich mir auch die Frage, ob es nicht einfach besser wäre, Uganda Uganda sein zu lassen und eben nicht von Seiten der USA, Europa und China kontinuierlich in der Politik und nahezu allen Aspekten des Lebens herumzupfuschen. Wenn nämlich ständig Geld und Einfluss aus dem Ausland kommt, wird derjenige an der Macht bleiben, der sich diese Geldgeber am besten zu Nutze macht und nicht der, der mit den zur Verfügung stehenden Mitteln das Land regiert und verbessert.
Andererseits scheint im Beispiel Rwandas das Geldgeben auch positive Aspekte zu haben: im ganzen Land frisch ausgebaute Straßen, staatlich registrierte und kontrollierte Transportmittel und solidere Voraussetzungen, ein Unternehmen zu gründen.
Bevor die Frage nach dem Richtig oder Falsch in Bezug auf das Geldgeben geklärt ist, bin ich definitiv der Meinung, dass das Konzept des Freiwilligendienstes gut ist. Hier wird das Geldgeben und Manipulieren im größeren Maßstab außen vor gelassen und lediglich auf kleinster Ebene in den Dialog und Austausch getreten und Freundschaften geschlossen. Es gibt kein Gefälle, man befindet sich als gemeinsame Mitarbeiter in einer Schule auf einem Niveau.

In den nächsten Wochen möchte ich in möglichst kurzer Zeit ein wenig von den anderen ostafrikanischen Ländern sehen, um Uganda und Kampala besser in einen Kontext rücken zu können. Direkt im Anschluss werde ich meine Zeit der Fertigstellung der neuen Schule in Mpigi widmen, sodass die erste Klasse im Februar zügig in den ersten Term starten kann. Ich hoffe, dass auch dort in den kommenden Jahren weitere Freiwillige eingesetzt werden können.
In Kampala hoffe ich, dass mir noch mehr simple Ideen, die den Schulalltag dauerhaft verschönern, einfallen. Die selbstgebauten Memory Spiele und die selbstgebauten Schachbretter scheinen sich bereits fest etabliert zu haben. Auch wenn ich das Projekt verlasse und ein Brett kaputt geht, werden die Kinder und die anderen Lehrer wissen, wie man die Teile ersetzt und nie vergessen, wie man die Spiele spielt. Zudem werden selbstgebaute Spiele mehr wertgeschätzt als gekaufte. Seit einigen Wochen muss ich die Spiele gar nicht mehr erklären, denn die Kinder bringen sie sich nun gegenseitig bei. In Dame gewinne ich nun auch gar nicht mehr.
Außerdem hoffe ich, auch noch mehr von der Kommunalpolitik, wie in dem Gemeindetreffen, mitzubekommen und noch mehr einer von Vielen zu werden. Mithilfe des Blogs und persönlichen Nachrichten möchte ich zudem weiterhin die altbekannten Afrika-Klischees richtigstellen und im besten Fall verwerfen. Manche Leser im Bekanntenkreis hatten oder haben bisher keine andere Perspektive von Uganda als die Gräueltaten der Vergangenheit und die allgegenwärtige Armut, Hunger, Gewalt und Krankheiten ohne Ärzte. Man soll auch die Fortschritte und positiven Aspekte sehen können.

Im Projekt bin ich definitiv ein vollwertiger Teil der Crew geworden. Das Schöne ist, dass keiner über einem anderen stehen soll. Trotz des sehr bescheidenen Schulgebäudes fühle ich mich dort sehr wohl und bleibe auch gerne mal länger und koche mit den anderen in der Schule. Abgesehen von ungefragt ausgeliehenen Schachbrettern und verlorenen Figuren gab es für mich bisher keine Probleme oder Konflikte.

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Das hier war der erste Bericht von vieren, die ich nach jedem Quartal zur Selbstreflexion schreiben muss. Fragen?

Donnerstag, 20. Dezember 2018

Some figures of Uganda and Germany

Have a look at the life expectancy, average age, BIP and some other facts. This table is a couple years old, though. I updated the most obvious ones. Your browser should be able to translate it.
ParameterUgandaDeutschlandUSA
AmtspracheEnglisch, Suaheli, LugandaDeutschEnglisch
HauptstadtKampalaBerlinWashington
StaatsformPräsidialrepublikParlamentarische RepublikPräsidiale Bundesrepublik
StaatsoberhauptYoweri Kaguta MuseveniBundespräsident Frank-Walter SteinmeierPräsident Donald J. Trump
RegierungschefRuhakana RukundaBundeskanzlerin Angela MerkelPräsident Donald J. Trump
Fläche241.548 km²357.092 km²9.826.630 km²
Einwohnerzahl30.6 Mio82.4 Mio303.4 Mio
Bevölkerungsdichte119 EW pro km²231 EW pro km²31 EW pro km²
BIPUS-$ 8,9 Mrd. (2005)US-$ 3.045 Mrd. (2006)US-$ 14,084 Mrd.
BIP / EinwohnerUS-$ 300 (2005)US-$ 36.975 (2006)US-$ 46,460 (2007)
Menschen unterhalb der Armutsgrenze (2001*)35 %11 %12,4 % (2004)
Arbeitslosenrate6 %10,1 %4,6 %
Inflationsrate6 %1,7 %2,7 %
WährungUgandischer Schilling 4200 Ush = 1 EUREURO 1 EUR = 4200 Ush.US-Dollar 1 $ = 3700 Ush
Lebenserwartung52 Jahre78,8 Jahre78,2 Jahre
Geburtsrate (2006*)48,12 / 1.000 Einw.8,25 / 1.000 Einw.14,2 / 1000 Einw.
Sterblichkeit (2006*)12,64 / 1.000 Einw10,62 / 1.000 Einw.8,3 / 1000 Einw.
Kindersterblichkeit (2006*)62,22 / 1.000 Lebendgeb.4,12 / 1.000 Lebendgeb.6,3 / 100 Lebendgeb.
Bevölkerungswachstum (2004)3,3 %-0,02 %0,88 %
Fruchtbarkeit (2007*)6,84 Kinder / Frau1,4 Kinder / Frau2,1 Kinder / Frau
Alters-Struktur: 0-14 Jahre 15-64 Jahre 65 Jahre und mehr50,2 % 7,6 % 2,2 %14,1 % 66,4 % 19,4 %20,1 % 67,1 % 12,7 %
Altersdurchschnitt:14,9 Jahre43 Jahre36,6 Jahre
HIV/AIDS-Rate (2003/2001)4,1 %0,1 %0,6 %
Lese- und Schreibfähigkeit nach Erreichen des 15. Lebensjahres (2001)69,9 %99 %99 %
Quellenhttp://www.indexmundi.com/uganda/,http://www.indexmundi.com/germany/,http://indexmundi.com/united_states/
*geschätzt
At the moment Felix and I are on Zanzibar. Keeping our plans mentioned in the last post in mind, we've already been to Fort Portal, Jinja, Nairobi and Dar Es Salam. When I am back in Kampala, I'll give you a quick review with lots of pictures.

My third coconut on Zanzibar and I already love to drink them. They cost 1000 TZS, which is 1600 UGX or 0.38€.

In Jinja we stayed with other Via volunteers. Some fishers taught me how to fish... Thanks a lot, Nixon. 

Samstag, 1. Dezember 2018

Saying farewell...

The term is coming to an end and I have marked all exams. Hopefully all students in P4 will make it to the next school smoothely. 
To round up this term and say the class farewell, I have invited them to my house today. We cooked, ate, laughed, the children showered like a typical "Mzungu" for the first time, played and, of course, we took a lot of pictures. Dispite the mess and noise, this was a great day for all of us, I think. 
Soon, there won't be any lessons for two months. This gives me, a priviledged white person, the opportunity to travel through the East African Union. Felix, another VIA volunteer from Musanze (Rwanda), has already arrived in Kampala. If everything goes as planned, we will visit other volunteers from VIA in Fort Portal (Uganda), Jinja (Uganda), Nairobi (Kenya), Dar Es Salam (Tanzania), Zanzibar (Tanzania) and Kigali (Rwanda). The well-educated reader might already realise: this is a huge distance and a circle around Lake Victoria. Especially in comparison to this year's long-distance trip through northern Europe (mentioned in an earlier post; Germany, Denmark, Sweden, Norway, Arctic Circle, western Norway, Sweden, Denmark, Germany), this will be very interesting.


First and hopefully not last class picture. Some of the neighbours photo-bombed this one... 

Losing in draft (German: Dame) against Hafuswa. Living room. 

Rope skipping in front of my house with my students. 

Playing a couple days before the final exams. 

I seemed to be the first white person who has visited a neighbourhood meeting "Village Meeting" here in Nsambya, Kirombe. Even though I've been learning Luganda for only two months now, I managed to understand a bit. This meeting definitely had a lot of discord. In this picture you see the chairman for our area. Next to him there is the new police officer for our area. Some of the topics people discussed about: rubbish disposal, safety and security, paying bills. The chairman is also the shop owner of a shop only a few metres away from my gate.


The man who has been pulling the strings and keeping this project alive for more than 12 years now: Moshin. 

A special dancing event organized by other volunteering people. 

Purchasing beans, spices and rice and basicly everything at Owino Market in town. We needed a lot for so many children. 


New decoration for my wall. 

No words...