Freitag, 15. März 2019

6 Monate verflogen: time is running


1. Was hat dir dein Freiwilligendienst bisher persönlich gebracht? (4. Bericht: Was hat er insgesamt persönlich gebracht?)
2. Wie würdest du dein eigenes Auftreten im Gastland sowie deinen Umgang mit kulturellen Unterschieden beschreiben?
3. Wie ordnest du deine (bisherigen) Erfahrungen im (entwicklungs-)politischen Kontext ein? Welche Aspekte von (Entwicklungs-)Politik beschäftigen dich derzeit und warum?
4. Was nimmst du dir für den weiteren Verlauf deines Freiwilligendienstes vor? (4. Bericht: Für die Zeit nach dem Freiwilligendienst als Schlussfolgerung daraus?)
5. Wie würdest du deine Rolle in der Einsatzstelle beschreiben? Welche Herausforderungen gibt es und wie gehst du damit um? Welche Ziele verfolgst du bei der Arbeit in deiner Einsatzstelle?

In den letzten drei Monaten hat sich wieder viel getan. Im Dezember bot sich mir als reicher privilegierter Weißer die Möglichkeit, in den Schulferien die meisten Länder Ostafrikas zu besuchen. Dank des sozialen Netzes der Freiwilligen, vor allem von VIA, konnte ich somit die meiste touristisch angehauchte Atmosphäre vermeiden, auf sämtliche Hotels oder Hostels verzichten, ohne große Umwege direkt mit privater Führung in den Lebensalltag der Leute vor Ort einsteigen – wenn auch nur für kurz. Ich konnte ihre Projekte besichtigen, sofort die lokalen Spezialitäten probieren, kleine versteckte preiswerte Restaurants kennen lernen, in die sich während meines Aufenthaltes kein anderer Tourist getraut hat.
Es war auch eine große Freude, Gesichter vom Vorbereitungsseminar wiederzusehen und zu beobachten, wie die Leute sich seitdem verändert haben. Für mich war es sehr interessant, den Freiwilligenalltag in den verschiedenen Ländern zu vergleichen. Der eine isst im Projekt, die andere geht immer günstig essen, und wieder ein anderer kocht ausschließlich selbst. Während der Aufenthalte konnten wir aktuelle Gedanken zu Politik und entwicklungspolitischen Zusammenhängen austauschen, sowie von bisherigen Erfahrungen erzählen.
Egal welche absurden Vorurteile die deutsche Gesellschaft mir bisher über Uganda, Kenia, Tansania und Ruanda einflößen wollte, jetzt habe ich dank der kurzen, aber intensiven Einblicke ein weitaus klareres Bild dieser Länder und kann aktuelle und künftige Nachrichten und Meinungen reflektierter betrachten und einordnen. Viele dieser Vorurteile haben natürlich stellenweise ihren berechtigten Ursprung, aber so generalisiert, wie ich sie zu hören bekomme oder bekam, gehören sie, meiner Meinung nach, schleunigst verworfen: „In Afrika haben die Leute es schwer.“, „In Kenia verhungern die Leute wegen einer Dürre.“, „Da muss man sich doch vor den wilden Tieren in Acht nehmen!“, und viele mehr. Diese Aussagen mögen zwar für einzelne kleine Regionen oder spezifische Krisengebiete stimmen, aber definitiv nicht für eine Milliarde Menschen auf einem Kontinent.
Dank einer Wanderung in Ruanda und der Aufforstungstätigkeit in meiner Einsatzstelle, glaube ich nach aktuellem Stand mein Traumstudium gefunden zu haben. Zu Beginn des Freiwilligendienstes hatte ich nur eine grobe Vorstellung, was ich mal studieren könnte. Diese Vorstellung hat sich gewandelt und spezifiziert. Danke für die Möglichkeit, VIA und PCCP.

Mein Auftreten im Land hat sich, glaube ich, kaum geändert. Ich versuche weiterhin, höflich und aufgeschlossen auf meine Umgebung zuzugehen. Während der Reise ist mir noch einmal klar geworden, wie groß die Unterschiede zwischen den ostafrikanischen Hauptstädten sind, auch im Vergleich zu Deutschland. Trotz der Unterschiede gibt es viele Dinge, die ähnlich ablaufen und ein Unterschied kann beispielsweise in Bezug auf das Essen auch sehr angenehm sein. Gerade Negativbeispiele von Freiwilligen, die ich von diversen Leuten aufschnappe, motivieren mich, dem negativ konnotierten Freiwilligenklischee so wenig wie möglich zu entsprechen.

In allen vier Ländern, in die ich hineinschnuppern konnte, fielen mir die ausländischen Investitionen auf. Am meisten kamen diese für mich in Ruanda zum Vorschein. Dort finanzieren China und die Weltbank gefühlt unzählige neue Straßen. Das ist im ersten Moment im Vergleich zu den holprigen Straßen in Uganda sehr angenehm und mag auch der Wirtschaft zugute kommen, aber soweit ich weiß sind diese Investitionen auch immer mit Bedingungen verknüpft. So hörte ich, dass chinesische Firmen in Dar Es Salaam leicht Fuß fassen können und die heimischen Geschäfte verdrängen. Ebenfalls soll der ugandische Präsident Yoweri Museveni, der natürlich (wie andere ostafrikanische „Herrscher“) seit mehreren Dekaden sein Amt nicht abgeben möchte, in Erwägung gezogen haben, einen ehemals großen Wald nahe Jinja an China zu verkaufen. Der Erlös gehe dann an die Regierung, die das Geld angeblich nicht weiter ans Volk leiten würde.
Ein Freund hat mal überlegt, zum Militär zu gehen. Neben einem verhältnismäßig guten Gehalt, würde man aber auch in UN Einsatzgebiete geschickt werden. Uganda stelle im Vergleich zu anderen UN Ländern besonders viele Soldaten. Das Geld, das Uganda dafür von der UN bekomme, sickere aber auch nicht weiter herunter als bis zu den oberen Regierungsschichten. Bei solchen Geschichten von Korruption werde ich immer stinkig.

Mithilfe des Besuchs eines deutschen Freundes, der bereits Deutsch als Fremdsprache unterrichtet hat, konnte ich nun in der dritten und vierten Klasse Deutschstunden anbieten. Ohne das Material, das ich von ihm erhalten habe, wäre das eine noch größere Herausforderung. So läuft es nun ganz in Ordnung. Natürlich ist das auf Anhieb nicht leicht und ich muss mir einige Gedanken zum Unterrichtsaufbau und zur Methodik machen. Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt.
Moshins Ziel in Mpigi, 1200 Fruchtbäume zu pflanzen und eine weltweite grüne Vorbildschule zu gründen, kommen wir immer näher. Nach rund 7 Jahren Bauzeit (aus finanziellen Gründen und weil Moshin fast die einzige Triebkraft ist) hat sie nun endlich ihren Betrieb aufgenommen. Noch ist die Klasse sehr überschaubar, aber das werde sich vermutlich im nächsten Trimester ändern. Ich hoffe in den nächsten 6 Monaten Mithilfe des Pflanzens der Bäume, noch mehr in Bezug auf Permakultur und über (tropische) Wälder zu lernen und mir noch mehr Wissen anzueignen. Wie vorher erwähnt, hat sich mein Studienwunsch von (technischen) erneuerbaren Energien eher hin zur Waldbewirtschaftung auf internationaler Ebene gewandelt. Vielleicht kann ich durch das Wissen, das ich mir in Deutschland aneignen werde, dem Projekt auch noch in Zukunft eine Hilfe sein. Zudem wäre es wunderbar, ab sofort auch 2 Freiwillige zur neuen Schule in Mpigi zu entsenden.
Schwierigkeiten beim ganzen Anpflanzen und Gärtnern gibt es vor allem wegen der Nachbarn und Anwohner. Während das Nichtbetreten und das Nichtanfassen einer Anpflanzung in Deutschland meistens ein allgemeines Einvernehmen ist, gibt es jedenfalls bei uns noch ein wenig Nachholbedarf. So wird manchmal ein Blatt eines jungen Baumes von einer Ziege des Nachbarn angeknabbert, obwohl er diese eigentlich richtig anbinden sollte oder ein Beet von einer unachtsamen Person betretet.
Das ist insgesamt alles halb so wild und macht unglaublich viel Spaß. Ich bin gespannt, was die zweite Hälfte so zu bieten hat.
---
Und nun ein paar obligatorische Fotos, die seit dem letzten Eintrag entstanden sind.
Moshin is taking me and the trees to the Fruit Forest School. The hoses, which fixed the basket on the motorbike broke and the basket with trees and food supplies fell on the road. Luckily, only one of the 24 trees died.

Meeting up with three Generations of PCCP volunteers at our place. About the half of my P4 class was also there.


Moshin is waiting for me to buy some amenvu (small bananas), obutungulu (onions) and tomatoes. This is shortly before the basket dropped on the road.

Well, now we have a sign, so everyone can find the school easily and get in contact via phone. 

The first class room is already in use! Next term many more students are expected.

This is what Ugandan soil looks like during the dry season if somebody has the brilliant idea to clear the ground. Without any plants protecting the soil, it gets too dry. Soon, this orange tree will protect the ground from strong sunlight. Planting crops below it will be easier, I think. Basicly we are experimenting with basic permaculture techniques.

This fruit tree probably is about 2-3 years old. Soon, one can already harvest some fruits. The car tire has helped it grow, but soon, it has to be removed.

Olli and I call it the "Trans-Punkbird". 

I am trying to establish a compost next to the kitchen. 

Somebody is burning his grass-land in order to "prepare it for agriculture". Well, yes it is an easy way to get rid of wild grass and so on, but the fire is also creating a lot of CO2 and it is killing many important insects in the ground. The best way to get rid of the grass is to bring a lot of animals to eat it and poop on the ground. Then ones crops would even grow faster. 
The children put some soil next to the school, Now we could plant some spices.




Moshin on the way to the school. It is about 8km away from Mpigi Town, The village is called Seeta. There you will find the new sign.

All Ugandan and Rwandan VIA volunteers have visited the school during an exkursion of the mid-term seminar. Here, Moshin is introducing Alex, Rama and Felix (the pioneers of PCCP, the first students from 12 years ago) to the group. These guys are running most of the school when Moshin is not there.

More trees. One leave has been eaten by a goat, it seems.

Moshin and I in Mpigi, at Raphael's project: SINA (Social Innovation Academy). They are building houses out of plastic bottles, for example (background).