Donnerstag, 15. August 2019

Kleine Hinweise für Neuankömmlinge, Bericht und Tschüss

Zeit hat immer an sich, dass sie unaufhaltsam voranschreitet. Somit bleibt mir nun noch eine Woche in Uganda, die auch schon komplett voll bepackt ist. Dementsprechend gibt es nun keine ausufernden Berichte darüber, was so passiert ist. Das muss man mich nun aufwendig persönlich fragen.
Unten findet man Hinweise zu Preisen und den alltäglichen Ausgaben.
Vorletzter Besuch Mpigi. Bäume klonen und dann eines Tages Früchte davon essen. Mit William.

Boda schleppt Boda ab...

Ergebnisse. Einige Maulbeeren sind jetzt knapp 1,80m groß.

Nachwuchhs. Bambus. Damm für Wasser und Bewässerung.

Schild in einer Secondary School in Katende. Ich denke, dass Aufklärung angebrachter wäre. Irgendwann machen die Kids das doch sowieso. Und plötzlich sind es mehr.

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Hier mein letzter und vierter Bericht, der vom BMZ vorgeschrieben ist.
1. Bitte beschreibe, welche Informationen zum Thema Sicherheit dir geholfen haben und welche du dir eventuell zusätzlich gewünscht hättest. Wusstest du immer, an wen du dich in Notfällen oder bei persönlichen Krisen wenden kannst?
2. Bitte beschreibe, welche Informationen zum Thema Gesundheit dir geholfen haben und welche du dir eventuell zusätzlich gewünscht hättest. Wusstest du, an wen du dich im Krankheitsfall wenden kannst?
3. Hattest du eine persönliche Ansprechperson/MentorIn außerhalb deiner Einsatzstelle? War die Person für Dich gut erreichbar? Welche Erfahrungen hast du mit ihr gemacht?
4. Bitte beschreibe deine Erfahrungen mit dem Erlangen eines Visums/einer Aufenthaltsgenehmigung. Gab es Probleme damit? Wenn ja, welche und wie konnten sie gelöst werden?
5. Bitte beschreibe deine Hauptaufgaben am Einsatzplatz und wie du dafür mit den MitarbeiterInnen der Einsatzstelle zusammengearbeitet hast.
6. Bitte beschreibe, welche Lernerfahrungen du bislang zu entwicklungspolitischen Fragestellungen wie z.B. den Themen Globale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit gemacht hast.
Teil 2 des Berichts: An dieser Stelle entscheidest du selbst, was du berichten möchtest.

Im Punkt Sicherheit denke ich, dass die Informationen Seitens Via ausreichend gewesen sind. Die unmittelbaren Hinweise, die täglich gebraucht wurden, habe ich allerdings von Freunden und vom Projekt erhalten. Beispielsweise Hinweise darauf, wo man besser nicht nachts unterwegs ist und welche Bodas oder Taxis man eventuell nicht nehmen sollte, beziehungsweise welche man lieber nehmen sollte. Das kann Via aber auch gar nicht wissen. Dafür muss man hier sein und sich langsam auf das Leben einstellen.

Ähnlich verhält es sich mit den Gesundheitshinweisen. Die Hinweise in Bezug auf die Versicherung sind definitiv sinnvoll und ausreichend. Ich hatte immer das Gefühl, gesundheitlich abgesichert zu sein. Hätte ich nun eine ernste Krankheit oder einen Unfall gehabt, so wusste ich, dass für diese Fälle gesorgt wäre. Zum Glück musste ich diese Dienste nicht in Anspruch nehmen. Gut für die nächsten Freiwilligen wäre es, ein bis zwei Krankenhäuser zu empfehlen, auf die man sich verlassen kann. In meinem Fall bin ich zum nächstgelegenen gefahren und musste trotz erhebliche physischer Schwäche etwa fünf Stunden auf diverse Dinge warten. Dank der Versicherung hätte ich vermutlich auch ein internationales Krankenhaus ansteuern können, das weniger ausgelastet gewesen wäre.

Neben Moshin innerhalb der Stelle, konnte ich mich jederzeit an unseren Koordinator Richard wenden. Jedoch gab es eigentlich nie einen Anlass dazu, weil ich mit Moshin stets offen reden konnte und immer Kritik oder Wünsche äußern konnte. Ansonsten bot sich der Nachtwächter und ehemalige Koordinator einer anderen Entsendeorganisation, Brian, für jede Frage an. Sollte also mal Bedarf für Ersatz bestehen, kann ich ihn nur empfehlen.

Die Arbeitserlaubnis hat etwas auf sich warten lassen. Meine erhielt ich nur wenige Tage vor Ablauf des Touristenvisums. Andere Freiwillige hatten weniger Glück. Sie mussten in machen Fällen mehrmals aus- und wieder einreisen, um das Visum zu erneuern. Soweit ich weiß hat Moshin im Prozess viel unter die Arme gegriffen. Als ich irgendwann zur Abholung des Visums gehen konnte, fehlten Moshin und mir noch Dokumente, das erst vor Ort in der Behörde aufgefallen ist. Leonard Kawuma musste uns diese nachreichen, sodass wir nochmal an einem anderen Tag zur Behörde fahren mussten. Eine Identitycard wie sie beispielsweise in Ruanda üblich ist, habe ich nicht erhalten. Das liegt aber vermutlich eher an der Behörde, als an uns.

In der Schule in Kabalagala bestand meine Hauptaufgabe darin, den Unterricht für die dritte und vierte Klasse in Mathematik zu gestalten. Dabei habe ich die Klasse über Monate auf die Klausuren vorbereitet und mithilfe der staatlich gestellten Klausuren auch die Prüfungen abgenommen und sie anschließend bewertet. In Pausen und in Funktion als Vertretungslehrer habe ich mit den Kindern Schach und diverse Kartenspiele gespielt. Oftmals sind wir auch raus aufs Feld gegangen und haben geschauspielt oder Spiele ohne großartige Materialien gespielt. Viele Spiele davon kannte ich bereits aus einer kurzen Ausbildung zum Jugendleiter. Das hat mir hier wirklich geholfen.
Ich empfinde es als sehr positiv, dass ich jederzeit alle Freiheiten hatte, meine Zeit im Projekt zu gestalten. Ernsthaft wurde mir nie etwas vorgeschrieben. Oftmals bin ich bei anderen Lehrern eingesprungen, wenn diese mal krank waren oder sie Unterstützung benötigten.

Im Zweitprojekt in Mpigi habe ich gemeinsam mit den Pionieren, die nun mein Alter erreicht haben, des Projektes in Kabalagala Landwirtschaft betrieben, uns in die Materie der Permakultur hineingelesen und sie direkt angewendet. So haben wir beispielsweise Gräben strategisch angelegt, um mehr Regenwasser zu sammeln und somit unser Land widerstandsfähiger gegenüber der Trockenzeit zu machen. Zudem starteten wir einen Kompost, um neue fruchtbare Erde zu gewinnen. Darüber hinaus pflanzten wir im Laufe des Jahres hunderte Bäume und starteten nach und nach eine kleine Produktionsstätte für Setzlinge. Zu meinen weiteren eigenständigen Aufgaben gehörte die Pflege der Bäume. Letztlich haben wir nicht einmal 5% der Bäume verloren. Insgesamt war die Arbeit in Mpigi eine sehr positive. Ich wünschte, es gäbe dort auch mindestens eine freiwillige deutsche Person, die ebenfalls für ein Jahr bleiben und somit durch angelesenes oder bereits vorhandenes Wissen eigene Impulse und Ideen einbringen könnte.

Am Anfang des Jahres war ich bereits sehr geprägt durch das lehrreiche Seminar. Mir wurde klar, dass Entwicklungs-“hilfe“ nicht immer hilft, sondern auch Abhängigkeiten und ein noch größeres Nord-Süd-Gefälle schaffen kann. Dazu kommt, dass offenbar ein großer Teil der Gelder nicht wirklich sinnvoll eingesetzt wird. Es scheint sich ein regelrechter Hilfs-Arbeitsmarkt geschaffen zu haben. Würde man nämlich die Probleme, die es gibt, ernsthaft lösen, würden unglaublich viele Menschen des globalen Nordens arbeitslos werden. Stattdessen fahren viele der Mitarbeiter in großen Jeeps für zig Tausende Euros in Kampala herum, anstatt das Geld direkt in dem jeweiligen Gebiet einzusetzen.
Im Laufe des Dienstes ist mir noch einmal mehr bewusst geworden, wie entscheidend es heutzutage ist, wo man geboren wurde und wer die Eltern sind. Während in meinem Projekt Kinder zur Schule gehen, die aber ihren Vater nie kennengelernt haben, weil dieser weggerannt ist, wachsen andere in einer Familie in einem kleinen Haus mit rund zehn Geschwistern auf. Ohne ein Projekt wie unseres, wäre Schulbildung aufgrund der Kosten ausgeschlossen. Andererseits wuchs ich unter zwei vorwiegend arbeitslosen Eltern auf, hatte aber das Privileg, in Deutschland geboren zu sein. Ich konnte dank staatlicher Unterstützung nahezu problemlos 12 Jahre zur Schule gehen und bald auch noch studieren.
Auch das Verständnis und große Interesse an der ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit variiert sehr zwischen Uganda und Deutschland. Während in Deutschland die ersten Menschen freiwillig aus gesundem Menschenverstand ihr Auto verkaufen oder gar nicht erst anschaffen, wirkt es so, als versuche in Uganda jeder, der es finanziell geschafft hat, sich das Statusobjekt Auto anzuschaffen. Dabei ist der Nah- und Fernverkehr in Uganda in gewissen Aspekten schneller und günstiger als in Deutschland.


Zu guter Letzt möchte ich mich bei Via und beim BMZ bedanken. Ohne deren Initiative hätte ich einen solchen Dienst und Auslandsaufenthalt nie machen können. Während meiner Schulzeit hatte ich keine Möglichkeit, einmal eine längere Zeit im Ausland zu verbringen, da dies aus finanziellen Gründen unmöglich war. Ich habe in diesem Jahr viele neue Perspektiven kennengelernt und meinen Blick auf die Welt und unsere Gesellschaft verschärfen können. Danke.
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Jetzt gibt es noch kleine Hinweise für meinen Nachfolger. Grobe Preislisten, wo bezahlt man Strom etc. pp.
Rolex - 1k (500 Ei, 500 Chapati)
Kikomando: Du zahlst für die Chapattis, die Bohnensoße kommt gratis dazu, nutze den Garten, den ich dir angelegt hab!
Boda zur Arbeit: 2k zum Mukwaya General Hospital (Ggaba Road, von da aus laufen, zeigt Dir Moshin), auch 2k zurück
Bündel Bananen variiert von Sorte zu Sorte. Bei Mittelgroßen etwa 200sh pro Stück.
Mangos je nach Saison und größe bis zu 1k pro Stück
Milch am besten die frische, unabgekochte, unverpackte für 1800sh pro Liter, frag Brian wo es die gibt.
Tomate je nach größe 100-300sh pro Stück
Zwiebel 100-200Sh
Green pepper 200sh
Ingwer (für Tee oder caayi) für 500 bekommst du ein paar Knollen
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ATM: Equity Bank oder Bank of Africa (Gebührenfrei mit entsprechender Visa Card)
Gas: 55k auffüllen, Tankstelle oben Lukuli Road (weiß Brian)
Strom: in Kirombe bei nahezu jedem Händler, nimm die Umeme Karte mit, du bekommst einen Prepaid-Code, der am Gerät eingegeben wird
Wasser: Brian bringt am Ende des Monats die Rechnung die du auch da beim Stromhändler bezahlen kannst
Miete: Dissan oder der Sohn der Landlady (Isaac) kommt alle 3 Monate vorbei und verlangt 3x550k (eventuell wird es bald erhöht)
Nachtwächter: Brian stehen monatlich 100k zu
Müll: Homeklin holt den hinter dem Haus ab. Monatlich 10k.
Internet: Am besten ist Airtel. Einfach beim beliebigen Händler Mobile Money aufladen und dann per Telefon unter "*165#" durchs Menü gehen und kaufen
Social Media Steuer: *165# "OTT Tax", täglich 200sh, bzw. 6k monatlich (Per Proxy Server zu umgehen, ist aber eher unsicher)
Nach Mpigi fährst du vermutlich mit Moshin auf seinem Motorrad. Ansonsten vom New Taxi Park mit 3500 und dann umsteigen. Frag ihn am besten.


Generell: Alle Quittungen aufheben und am besten sofort auf DIN A4 aufkleben und beschriften. So kommst du nie durcheinander. Alle Ausgaben neben Transportkosten quittieren lassen.

Die Setzlinge im Garten müssten bald aus der Erde kommen, einfach alle nach Mpigi bringen und gut einpflanzen.
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Wenn du eine Frage hast, wende dich an Moshin oder Brian oder mich. Viel Spaß.