Der 20. Tag (23.09.) neigt sich
dem Ende zu. Seit den ersten Einträgen vom 9. und 10. September ist
natürlich wieder viel passiert. Zunächst einmal hatte ich kurze
Zeit nach dem Eintrag endlich meinen ersten unspektakulären Tag, an
dem nicht viel außer Schlafen und Essen (Avocado, Pfannkuchen, Tee)
passiert ist. Direkt nach dem ruhigen Tag ging es für Sophia und
mich das erste Mal ins Projekt, um dort kurz vor Ende der Ferien die
Tafeln frisch zu streichen und uns schon mal ein Bild zu machen. Nach
Komplikationen mit dem Weg (Ivan holte uns schließlich in der Nähe
ab), unterhielten wir uns mit Moshin im Office darüber, weshalb wir
überhaupt das PCCP ausgewählt haben. Wieder zu Hause, kamen dann
die ernüchternden Worte von Sophia. Sie könne sich das Projekt,
mich als Mitbewohner und auch unsere Wohnsituation so nicht für ein
Jahr vorstellen. In den nächsten zwölf Tagen, nach vielen
Lösungsansätzen, Telefonaten und Gesprächen hat sich deshalb
herauskristallisiert, dass sie den Freiwilligendienst definitiv
abbrechen möchte. Falls kein sechswöchiges Praktikum mit einer
Gastfamilie mit VIA e.V. möglich sei, so würde sie nach Deutschland
zurück fliegen.
Ich lebte also die
nächsten Tage bis heute ein bisschen an ihr vorbei, hatte dabei aber
dennoch viel Freude und viel zu erleben. Zunächst einmal halfen die
Tage ohne große Unternehmungen dabei, anzukommen, zu kochen, neue
Freiwillige, Ugander, Deutsche, aber auch Kongolesen kennenzulernen.
Wir besuchten zudem einen Graffiti- und Stickerworkshop im
Goethe-Zentrum Kampalas. Dort werde ich zusammen mit anderen
Freiwilligen voraussichtlich nächsten Monat einen zehnwöchigen
Luganda-Sprachkurs besuchen (2 Einheiten die Woche, jeweils 2
Stunden), bei dem man am Ende sogar ein Zertifikat für ein
bestimmtes Sprachniveau erhält.
Die erwähnten Kongolesen
heißen Serge, Eddie und Gandhi. Sie wohnen drei Häuser neben uns
und machen in Kampala gerade ihren Bachelor. Laut Serge ist der Kongo
nicht nur so, wie man ihn durch die Medien in Deutschland immer zu
hören bekommt: Krieg, Gewalt, Milizen, etc. Er kommt nämlich aus
einer Großstadt und solche seien sehr sicher. Diese Klischees würden
nur auf die Wälder und einige Dörfer zutreffen, in denen es
Ressourcen zu holen gebe. Mit Serge habe ich mich am Tag darauf auf
ein Bier getroffen und ein wenig mehr gequatscht. Das Bier war
übrigens aus Uganda und ähnelte einem deutschen Weizenbier für
mein Empfinden sehr stark.
Am selben Abend besuchte
ich noch Jan, der ganz in der Nähe in Nsambya wohnt. Dort trafen wir
Freiwilligen von verschiedenen Entsendeorganisationen (Vincent,
Raphael, Jan und ich) uns zum Kochen und Kartenspielen. Ein sehr
gelungener Abend.
Der Tag darauf war ein
Montag (17.), sodass es hieß: die Schule geht los. Für 2000
Schillinge (UGX, ca. 45 Cent) fuhr ich also wie die kommenden Tage
und dann auch Monate darauf mit einem Boda die Gogonya Road hoch bis
ins Viertel Kabalagala, um dort den letzten Kilometer zwischen den
Häusern und Läden zur Schule zu laufen. Nach einer kurzen
„Jebaleko, ssebo!“ (in etwa so viel wie: „Hallo, Sir!“) an
Moshin führte man mich schon in meine Klasse (P4, also Primary 4),
die ich auch sofort alleine versorgen durfte. Damit hatte ich nicht
gerechnet. Also einen kleinen Herzkollaps später fing ich wegen der
fehlenden Schüler (in der ersten Woche scheint es üblich zu sein,
dass noch nicht alle da sind) sachte mit einer kurzen Begrüßung,
Namensrunde und Kennenlernrnde an und startete mit dem ersten Thema:
Addition von Geld. „The Sipro Teacher's Guide“, sowie das
passende Arbeitsheft dazu stellen auch gleichzeitig das Kurrikulum
dar. Diese Themen werden am Ende des Terms in entsprechenden
Prüfungen abgefragt. Ansonsten steht mir frei, wie ich meinen
Unterricht in P4 und P3 (Mathematik) gestalten möchte. Sophia hätte
Englisch unterrichten oder zeitlich äquivalente Aktivitäten ihrer
Wahl mit den Kindern der Schule (P1 bis P4, insgesamt circa 100
Schüler im Alter von 6 bis 11) leiten oder unterstützen können.
Mir hat die erste Woche
in der Schule viel Spaß gemacht. Neben dem Unterricht habe ich
bereits Schachbretter mit Ivan und Dravo gebaut und mit den von mir
mitgebrachten gekauften Brettern Schach in meinen Klassen als
Belohnung fürs gute Mitmachen in den Pausen etabliert. Bis auf eine
Handvoll Schüler, hat nicht einmal Moshin vorher Schach gespielt.
Und der hat im (Schach-) Film „Queen of Katwe“ (über ein Mädchen
aus dem ärmeren Viertel Kampalas „Katwe“) mitgeholfen.
An den Nachmittagen (in
der ersten Woche ging die Schule nur bis 13:00, regulär bis kurz
nach 16:00 + 1 Stunde für Projekte) bin ich mit Brian (der
Nachtwächter der Häuser) zum Viktoriasee gelaufen und gefahren
(Sammeltaxi für je 500 UGX pro Fahrt, also etwa 12 Cent). Er hat mir
dort den Ggaba Markt gezeigt. Fotos folgen natürlich. Mit ihm habe
ich auch meine ersten Chapati (vergleichbar mit salzigen Pfannkuchen)
und Rollex (Pfannkuchen mit Rührei – extrem lecker) gemacht und so
manch eine Ananas verputzt. Ich habe ihn gebeten, einen Text über
ein Thema seiner Wahl zu schreiben, den ich hier veröffentlichen
darf. Somit wäre ich nicht das einzige Sprachrohr hier und Du als
Leser bekommst noch eine andere Perspektive zu Gesicht. Sofern er den
Text, den er vermutlich über seine Lebensgeschichte, fertigstellt,
stelle ich ihn hier online. Wirklich spannende Geschichte.
Gestern ging es mit
Moshin das erste Mal für mich mit seinem Motorrad nach Mpigi.
Aufgrund des Verkehrs und den manchmal schwierigen Wegen und
technischen Problemen mit der Maschine, brauchten wir für die 50km
knapp zwei Stunden. In Mpigi (Stadt) haben wir noch schnell Proviant
zum Kochen und ein etwa 5m langes Kunststoffrohr besorgt, das die
letzten 12km selbstverständlich auf unseren Schultern auf dem
Motorrad transportiert wurde. Kurz nachdem die Straße aufhörte und
ein unbefestigter Weg anfing, konnte man das neue Schulgebäude am
gegenüberliegenden Hügel sehen. Dort verbrachten wir die nächsten
10 Stunden zum Streichen der Fenster (mein Job), Reparieren des
Wassertanks (Job der Pioniere des Projekts = die ersten Schüler, die
in Kabalagala 2006 angefangen haben), Essen des Beef Stews, Essen
meines ersten Zuckerohrs (sehr lecker und erträglich süß), Essen
meiner ersten Cassava/Maniok (Wurzel, cremig, für mich eine Mischung aus Möhre
und Kokosnuss), Teetrinken, Reden und Musikhören.
Ein wunderschönes
Gelände mit viel Potenzial und Möglichkeiten. An manchen Stellen
mangelt es aktuell einfach an Arbeitskraft, Zeit und Geld (siehe
Spendenkampagne am rechten Rand, für Smartphone-Nutzer: auf
Web-Version wechseln!).
Heute morgen war ich in
meinem zweiten Gottesdienst in Kampala (das erste Mal in Rubaga,
heute in Kabalagala). Auch dieser wurde mit Mikrofonen abgehalten und
für meine Ohren war die Predigt, auf Englisch und Luganda, zu laut
und übersteuert, sodass ich inhaltlich nicht viel mitnehmen konnte.
Im Anschluss schüttelten wir uns gegenseitig die Hand und es wurde
laut gesungen und getanzt.
Meine
Bald-nicht-mehr-Mitfreiwillige verbringt die meisten Tage bei der
ehemaligen Freiwilligen Maren.
Fragen? Stell sie!
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Kochen und Essen mit anderen Freiwilligen bei uns. |
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Workshop im Goethe-Zentrum |
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Ausschnitt aus der Gogonya Road (mein Schulweg) |
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Innenstadt Kampalas aus der Ferne vom Makinye Hill |
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5m Rohr auf der Schulter auf dem Motorrad fürs Projekt |
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Moshin bei der Schule in Mpigi |
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Neuer Wassertank finanziert durch Spenden in Mpigi wird installiert. |
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Streichen der Fenster |
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Kochen des Mittagessens in Mpigi |
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Wäsche auf der Veranda |
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Pause auf dem Sportplatz |
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Die ersten Schachspiele |
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Bauen von Schachbrettern mit Ivan und Dravo |
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